Highlights der Sammlung
Arte Povera
In den 1960er Jahren formierte sich mit der Arte Povera in Italien eine der wichtigsten Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts. Dazu gehörten Künstler, wie Alighiero Boetti, Luciano Fabro, Jannis Kounellis, Pino Pascali, Giulio Paolini und Emilio Prini, die unter dem Einsatz von ärmlichen Materialien poetische Arbeiten schufen. Auf subtile Weise kritisierten sie mit den Bildern, Objekten, Installationen und Performances die zunehmende Technologisierung der Umwelt und die Ökonomisierung der Kultur. Den Begriff Arte Povera prägte der Kunsthistoriker Germano Celant, der im September 1967 eine gleichnamige Ausstellung mit diesen Künstlern in Genua zeigte. Die Bewegung umfasste jedoch weit mehr Künstler*innen, als die, die in der Schau vertreten waren.
Die Sammlung Goetz besitzt mit mehr als 150 Werken eine der umfassendsten Bestände zur Arte Povera. Dazu gehören Schlüsselwerke wie Torsione (1968) von Giovanni Anselmo, Ping Pong (1966) und Mappa (1988) von Alighiero Boetti, die Zahlenbilder Ohne Titel von 1959 und 1961 von Jannis Kounellis, das Lumpenorchester (1968) und Der Etrusker (1976) von Michelangelo Pistoletto, das Iglu (1984/1992) von Mario Merz und vieles andere mehr. Um die Werke zusammenzutragen, reiste die Sammlerin Ingvild Goetz in Begleitung der Kuratorin Christiane Meyer-Stoll und der Kunsthändlerin Cordula von Keller zu Beginn der 1990er Jahre durch Italien und besuchte Museen, Künstler und Privatsammler, die bereit waren ihre Werke zu verkaufen. Die Sammlung umfasst nicht nur Malerei, Skulptur und Installationen, sondern auch große Konvolute mit Schwarz-Weiß-Fotografien von Claudio Abate, Giorgio Colombo und Paolo Mussat Sartor, welche die Performances der Arte Povera Künstler dokumentieren.
Trotz der Fragilität der Objekte wurde die Sammlung mit der europäischen Wanderausstellung Arte Povera. Arbeiten und Dokumente aus der Sammlung Goetz 1958 bis heute (1997-2000), Arte Povera. Der große Aufbruch (2012/13) im Kunstmuseum Basel und zuletzt Arte Povera. Seen by Ingvild Goetz (2017) bei Hauser & Wirth, New York mehrfach ausgestellt und in den dazu erschienenen Publikationen dokumentiert.