Mike Kelleys Werken liegt eine Auseinandersetzung mit seinen persönlichen Erfahrungen im US-amerikanischen Gesellschafts- und Erziehungssystem zugrunde. Er arbeitete intuitiv konzeptuell und nutzte alle medialen Möglichkeiten. Kelleys Denken und Handeln wurde geprägt von einer Künstlergeneration, zu der unter anderem Vito Acconci, Joseph Beuys, Chris Burden, Bruce Nauman, Dennis Oppenheim und Paul McCarthy gehören. Seine intensiven Auseinandersetzungen mit Sprache wurden ergänzt von seinem Interesse für Musik und sind beeinflusst von dadaistischen Künstlern wie Kurt Schwitters und Raoul Hausmann.
Bands wie MC5 oder die Stooges und auch die Gegenbewegung der 1960er Jahre, weckten Kelleys Interesse an der bildenden Kunst. Die Quellen für seine Werke reichen von der psychedelischen Hippiezeit, der amerikanischen Punkbewegung, Comics und Folklore bis hin zur christlichen Ikonografie und historischen Bezügen. Nach der Abkehr von eigenen Performances wurde der Künstler einem größeren Publikum ab 1987 durch seine Serie Half a Man bekannt, in der er abgenutzte Plüsch- und Schmusetiere einsetzte.
In seinen auf den ersten Blick spielerisch wirkenden Installationen werden die Rezipienten in seine eigene psychische Welt verwiesen, auf verdrängte Erinnerungen, schmerzhafte Erlebnisse und seine sexuelle Konditionierung. Kelley setzte sich intensiv mit psychologischen Prozessen, ihrer wissenschaftlichen Analyse, Verhaltensmustern und der sexuellen Identität auseinander. In der Ausstellung wurden diese Ansätze anhand der beiden Installationen Citrus and White (1991) und Unisex Love Nest (1999) transparent. Bei Citrus and White wird ein von der Decke hängendes Knäuel von Plüschtieren in regelmäßigen Abständen mit einem Duft besprüht, der kulturspezifisch Sauberkeit, Reinlichkeit und Frische vermittelt, in Deutschland Fichtennadelduft. Die zweite Installation ist der exakte Nachbau eines amerikanischen Vorzeigekinderzimmers nach dem Vorbild aus einem Frauenmagazin. Der Werktitel Unisex Love Nest sowie das dazugehörige Video Cross Gender/Cross Genre verweisen auf die Festlegung traditioneller Geschlechterrollen in solchen ‚idealen‘ Kinderzimmern. Mit tradiertem Rollenverhalten spielt auch die Rauminstallation Alma Pater (Wolverine Den) (1990). Sie persifliert die Banner, Abzeichen und Symbole Kelleys eigener Alma Mater, der University of Michigan in Ann Arbor, mit ihrem Bezug auf die Verehrung der sportlichen meist männlichen Teams solcher Universitäten. Räumlich und chronologisch bildet Kandor 7 (2007), bestehend aus Skulptur und Projektion, den Abschluss der Ausstellung. Kandor ist der Name der Hauptstadt des Planeten Krypton aus der Comicserie Superman. Die Stadt, von der Superman stammt und der die Vernichtung droht. Kelley hatte die über die Jahre immer wieder unterschiedlichen Darstellungen dieser Stadt in der Comicserie als Skulpturen rekonstruiert.