Foto der Sammlung Goetz in der Abenddämmerung, mit einer Skulptur vor dem hell erleuchteten Eingangsbereich. Auf den Holzpaneelen des Sammlungsgebäudes ist ein Video von Doug Aitken projiziert, das gerade die Frontalansicht eines Virginia-Uhus zeigt. Doug Aitken, Sammlung Goetz München
Sammlung Goetz | Projektion auf Außenwand

Doug Aitken: migration (empire) – linear version, 2008

Bei migration (empire) treffen Natur, in der Form typischer amerikanischer Wildtiere, und Zivilisation, in Form von Motels und Industrielandschaften, in einer surrealen Begegnung aufeinander. In sublimer Weise wird die Zerbrechlichkeit des amerikanischen Mythos der individuellen Freiheit, die die grandiose Weite der Landschaft zu versprechen scheint, durch die permanente Expansion und Umwandlung der Natur angedeutet.

Verschiedene Wildtiere bewegen sich in der filmischen Inszenierung von migration (empire) durch die arrangierte skurrile Menschenleere nordamerikanischer Motels. Mustang, Büffel, Puma, Waschbär, Adler und Uhu betreten das Terrain der Menschen. Es sind unheimlich wirkende Motels, die stark an David Lynchs Film Lost Highway erinnern, vor einer beinahe surrealistischen Kulisse am Rande großer Ölfelder. Dennoch kommt es nicht zum Zusammenstoß zwischen Animalisch-Rohem und Menschlich-Zivilisiertem, sondern es findet eine vorsichtige Kontaktaufnahme statt. Die Tiere bewegen sich, teils zaghaft, teils neugierig durch die leeren, fein zurechtgemachten Schlafzimmer. Obwohl keine Menschen sichtbar sind, scheinen sie doch auf geheimnisvolle Art anwesend zu sein. Eingeschaltete Fernseher, Kaffeemaschinen, Lampen und laufende Wasserhähne verraten ihren zumindest temporären Aufenthalt in den Räumen. So ist es neben dem Bild vor allem auch das Geräusch von rauschendem oder tropfendem Wasser, das immer wieder hörbar ist und migration (empire) akustisch begleitet. Doug Aitken inszeniert die Wildtiere in der Sterilität der Motelzimmer als erhabene Geschöpfe in diffus hellem Licht. Die Beschaffenheit ihres Fells oder Gefieders und ihre Augen werden in Nahaufnahmen gezeigt. In migration (empire) wird eine Dynamik erzeugt, die gleichsam meditativ und kraftvoll ist und den Betrachter in seinen Bann zieht.

 

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