Ausschnitt, das den Rücken eines grauen Hundes zeigt, der an einer silbernen Kette angeleint ist und von einer männlichen Person mit der einen lederbehandschuhten Hand geführt und mit der anderen am Schwanz gepackt wird. Annika Larsson, Sammlung Goetz München
Sammlung Goetz im Haus der Kunst

Die kalte Libido

Liebe, Lust und Leidenschaft, Gewalt, Verlust und Tod sind die großen Themen des Kinos. Durch eine sorgsam kalkulierte Gefühlsdramaturgie verführen sie die Betrachter*innen, sich von der Handlung mitreißen zu lassen. Der Gastkurator des Haus der Kunst, Gürsoy Doğtaş, hat zwölf Filme aus dem Bestand der Sammlung Goetz ausgewählt, die sich mit den Verführungsmechanismen des Erzählkinos beschäftigen.

Mit Keren Cytter, Jeanne Faust, Annika Larsson, Shahryar Nashat und Aïda Ruilova.

Die Videofilme der fünf Künstler*innen in der 8. Kooperationsausstellung mit dem Haus der Kunst knüpfen an vertraute filmische Genres, wie Softporno-, Horror- und Splatterfilme an, folgen jedoch keiner linearen Handlung. Durch harte Schnitte, überraschende Wendungen und ungewohnte Perspektiven unterlaufen sie die Sehgewohnheiten, die leidenschaftlichen Kinozuschauer*innen zu Eigen sind.
Mit ihrem Videofilm life like hat die Künstlerin Aïda Ruilova dem französischen Horrorfilmregisseur Jean Rollin ein Denkmal gesetzt. Bleich und starr liegt er auf seinem Totenbett. Zuerst trauert die junge Frau um den Alten, doch dann beginnt sie sich durch Berührungen und angedeutete sexuelle Handlungen an ihm zu vergehen. In Pink Ball inszeniert Annika Larsson ein homoerotisches Machtspiel um einen gestrandeten nackten Mann und Shahryar Nashat protokolliert in seiner Videoinstallation Laterally Yours, 154 Days, wie sich ein Häftling mit seiner ausweglosen Situation arrangiert.
„Die gezeigten Videos kühlen große Gefühle auf kurze Segmente visueller Lust herunter, reißen die enge Beziehung zwischen Zuschauersubjekt und Filmtext auseinander“, erklärt Gürsoy Doğtaş: „So wird das Versprechen nach Lustgewinn, Kontrolle und Macht außer Kraft gesetzt.“
 

Kuratiert von Gürsoy Doğtaş 

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